Besser verdienende Arbeitnehmer sind bei Überschreiten bestimmter Einkommensschwellen von der Versicherungspflicht in der GKV befreit und können sich für eine private Krankenvollversicherung entscheiden - eine Entscheidung mit Langzeitwirkung, die gut überlegt sein sollte. Was sind die Vor- und Nachteile des Wechsels in die PKV? Gibt es Alternativen? Darum soll es im Folgenden gehen.
Wann dürfen Arbeitnehmer in die PKV wechseln?
Als Arbeitnehmer wird man versicherungsfrei in der GKV, wenn das regelmäßige Jahreseinkommen die Jahresarbeitsentgeltgrenze überschreitet. Die Versicherungsfreiheit tritt dabei mit dem Ende des Kalenderjahres ein, in dem die Jahresarbeitsentgeltgrenze erstmals überschritten wird.
Als regelmäßiges Jahresarbeitsentgelt gilt das vertraglich vereinbarte Brutto-Jahresgehalt bzw. das Zwölffache des vertraglich vereinbarten Brutto-Monatsgehalts. Vertraglich zugesicherte Einmalbeträge wie Urlaubs-, Weihnachtsgeld und ähnliche Zuschläge werden bei der Berechnung mit berücksichtigt, ebenso weitere Einmalzahlungen, die mit hinreichender Sicherheit zu erwarten sind.
PKV: Beitrag und Arbeitgeberzuschuss
Anders als in der GKV spielt das Einkommen bei der Festlegung des Beitrags für die private Krankenvollversicherung keine Rolle. Die Beitragshöhe hängt vielmehr vom Versicherungsumfang, vom individuellen (Gesundheits-)Risiko des Versicherten und von der Kalkulation des jeweiligen Anbieters ab.
Der Beitrag ist stets in voller Höhe vom Arbeitnehmer selbst zu zahlen. Der Arbeitgeber zahlt allerdings einen Zuschuss. Der Arbeitgeberzuschuss stellt das Pendant zum Arbeitgeberanteil in der GKV dar. Er entspricht üblicherweise 50 Prozent des tatsächlich zu zahlenden Beitrags, maximal jedoch der Hälfte des Höchstbeitrags in der GKV (unter Berücksichtigung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags).
Welche Vorteile bietet der Wechsel in die PKV?
Die private Krankenvollversicherung bietet viele Vorteile:
-
besseres Leistungsniveau: die Leistungen in der PKV sind in der Regel umfangreicher und großzügiger als in der GKV. Dabei kommt es immer auf den jeweils gewählten Tarif an. Typische „Mehrleistungen“ im Vergleich zur GKV: weniger Restriktionen und großzügigere Leistungen bei Vorsorge und Prophylaxe, Kostenübernahme bei Heilpraktiker- und Alternativmedizin-Behandlungen, Versicherung von Wahlleistungen im Krankenhaus, deutliche bessere Leistungen bei Zahnersatz und Zahnarzt-Behandlungen, bessere oder umfangreichere Erstattung bei Medikamenten, Heil- und Hilfsmitteln, umfassender Auslandskrankenschutz, es werden auch Rechnungen von Privatärzten und Privatkliniken übernommen. Hinzu kommt, dass man als Privatpatient oft eine Vorzugsbehandlung genießt.
-
Versicherungsschutz nach Maß: durch die Wahl eines entsprechenden Tarifs oder von angebotenen Tarifoptionen kann man in der PKV selbst Einfluss auf den Versicherungsumfang und auf die Beitragshöhe nehmen. In der GKV gilt dagegen ein genereller, für alle gleicher Leistungskatalog. Einflussnahme ist nur in eng begrenztem Umfang im Rahmen der Krankenkassen-Wahl und der Nutzung von Wahltarifen möglich.
-
Beiträge in der PKV oft günstiger: die PKV-Beiträge fallen trotz besserer Leistungen oft niedriger als in der GKV aus, weil sie sich nach der versicherten Leistung und dem individuellen Risiko bemessen sind, nicht nach dem Einkommen. Zu besonders guten Bedingungen steigt man in jungen Jahren ein, wenn keine Vorerkrankungen oder sonstige gesundheitlichen Risiken bestehen. Am besten sind Versicherungsnehmer gestellt, die bereits als Kind und während des Studiums in der PKV versichert gewesen sind und den Versicherungsschutz nahtlos fortsetzen können.
Welche Nachteile können auftreten?
Nachteile können sich in erster Line bei einem späten Versicherungsbeginn ergeben und wenn das Leben anders verläuft als geplant:
- PKV-Beitragsvorteil relativiert sich mit Einstiegsalter: je später man sich im Leben für die PKV entscheidet, umso teurer wird der Versicherungsschutz - wegen des höheren Einstiegsalters, der größeren Wahrscheinlichkeit von Vorerkrankungen und „Fehlzeiten“ bei den Altersrückstellungen. Es empfiehlt sich daher, die Entscheidung für die PKV so früh wie möglich zu treffen.
- Ehepartner und ggf. Kinder extra zu versichern: eine kostenlose Familienversicherung wie in der GKV gibt es in der PKV nicht. Jedes Familienmitglied ist ggf. extra privat zu versichern. Dabei kommt es auf die jeweilige Konstellation an. Verdient der Partner mit, ist dieser oft schon gesetzlich versichert. Es sind dann in der Regel nur die Kinder privat zu versichern. Dafür gelten besonders günstige Tarife und bei Mitversicherung der Kinder im Vertrag bezuschusst der Arbeitgeber die Beiträge vielfach mit.
- Kranken(tage)geldversicherung notwendig: in der PKV gibt es keinen Krankengeldanspruch wie in der GKV. Das ist einer der wenigen Bereiche, in denen die GKV mehr leistet. Ein Äquivalent zum Krankengeld bietet die private Krankentagegeldversicherung, für die extra Beiträge anfallen. Diese sind allerdings in der Regel überschaubar, weil bei Arbeitnehmern die Leistung erst nach der 7. Krankheitswoche einsetzt, sobald die gesetzliche Lohnfortzahlung endet.
- Schwieriger GKV-Rückweg bei geänderten Umständen: die Entscheidung für die PKV ist üblicherweise eine mit Langzeitwirkung. Die private Versicherung muss oft auch dann beibehalten werden, wenn die Lebensumstände sich so ändern, dass die gesetzliche Versicherung wieder vorteilhafter wäre. Eine Rückkehr in die GKV ist aber nur möglich, wenn erneut eine gesetzliche Versicherungspflicht eintritt. Das ist der Fall bei einem niedrigeren Arbeitseinkommen unterhalb der Versicherungspflichtgrenze oder bei Arbeitslosigkeit (nicht dagegen bei Berufsunfähigkeit!). Jenseits der 55 gibt es praktisch keine Rückkehrmöglichkeit mehr in die GKV.
Hohe Beitragsbelastung im Alter?
Oft wird als Nachteil der PKV die hohe Beitragsbelastung im Alter genannt. Das stimmt aber nur bedingt. Einem Beitragsanstieg aus Altersgründen stehen die Altersrückstellungen entgegen, die im Rentenalter zur Beitragsstabilisierung eingesetzt werden. Die Krankentagegeldversicherung wird bei Rentenbeginn verzichtbar und der Rentenversicherungsträger zahlt auf Antrag einen Zuschuss in Höhe seines Anteils bei gesetzlichem Krankenschutz, höchstens jedoch die Hälfte des Beitrags. Ist der Beitrag dann immer noch zu hoch, besteht die Möglichkeit, in einigen günstigeren PKV-Tarif mit abgespeckten Leistungen zu wechseln, als Ultima Ratio in den Basistarif oder (nur für langjährige PKV-Versicherte zugänglich!) in den Standardtarif.
Alternative: GKV mit privatem Krankenzusatzschutz
Arbeitnehmer, die nicht in die PKV wechseln können oder möchten, haben eine Alternative. Sie können ihren gesetzlichen Krankenschutz mit privaten Krankenzusatzversicherungen aufstocken. Der private Zusatzschutz ist zwar nicht so umfassend und breit wie eine private Krankenvollversicherung, kann aber helfen, Leistungslücken der „Gesetzlichen“ zu schließen oder zu verringern. Wichtige private Zusatzversicherungen sind:
Bei Zahnbehandlungen übernimmt die GKV nur die Regelversorgung, bei Zahnersatz leistet sie niedrige Festzuschüsse mit geringer Kostendeckung. |
|
Stationärer Zusatzschutz |
Macht dann Sinn, wenn Wahlleistungen im Krankenhaus gewünscht sind (Chefarztbehandlung, Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer). |
Ambulanter Zusatzschutz |
Wenn auch Kostenübernahme bei Heilpraktikern und Alternativmedizin gewünscht ist (GKV leistet nicht!) oder für bessere Kostenerstattung bei Medikamenten, Heil- und Hilfsmitteln. |
Auslandskrankenschutz |
GKV leistet nur bei kurzzeitigen Auslandsaufenthalten in Europa sowie in einigen angrenzenden Ländern, generell keine Kostenübernahme für Krankenrücktransport. |
Fazit
Die PKV ist für Arbeitnehmer mit entsprechendem Einkommen eine gute Entscheidung, wenn eine gesicherte Beschäftigungsperspektive besteht und kein extra privater Versicherungsschutz für einen Ehepartner und/oder Kinder benötigt wird. In anderen Konstellationen kommt es darauf an, zum Beispiel, ob ein Partner auch mitverdient (und zu welchen Bedingungen) oder wie viele Kinder vorhanden sind. Auch dann kann die PKV schon wegen der besseren Leistungen eine gute Wahl sein.
Eine adäquate Absicherung gegen existenzielle Risiken - insbesondere eineBerufsunfähigkeitsversicherung - und eine gute Altersvorsorge machen die PKV weiter tragfähig, wenn sich die Lebensumstände ändern. Am günstigsten ist die private Krankenvollversicherung, wenn man sie in jungen Jahren abschließt. Die eigene Lebensplanung ist mit zu berücksichtigen. Es empfiehlt sich, von vorneherein auf einen leistungsstarken Tarif zu setzen. Später lohnt sich ein Anbieterwechsel meist nicht, weil in diesem Fall ein großer Teil der Altersrückstellungen verloren geht.
Unser Versicherungsvergleich bietet eine einfache und bequeme Möglichkeit, einen PKV-Tarif mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden.