Kosten senken und Beiträge reduzieren - So optimieren Sie Ihren PKV-Vertrag richtig

In Zeiten stetig steigender Kosten ist es ratsam, die regelmäßigen Ausgaben einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung von Verträgen ist hierbei ein wichtiger Schritt, um Kosten zu senken. Dies gilt insbesondere für Versicherungsverträge. Bei manchen Versicherungen, wie zum Beispiel der Kfz-Versicherung, kann durch eine Umstellung oder einen Wechsel oft sehr viel Geld eingespart werden. Bei der privaten Krankenversicherung hingegen sind die Dinge etwas komplizierter. Ein Wechsel des Tarifs oder des Anbieters innerhalb der privaten Krankenversicherung (PKV) kann bestimmte Risiken mit sich bringen. In diesem Artikel beleuchten wir, wie Sie dennoch Ihre Beiträge reduzieren und Kosten in Ihrem PKV-Vertrag senken können.
 

Vorweg sei erwähnt: 
Steigende Gesundheitsausgaben sind eine Realität, die sowohl in der privaten als auch in der gesetzlichen Krankenversicherung zu spürbaren Auswirkungen führt. Höhere Ausgaben im Gesundheitswesen bedeuten in der Regel steigende Beiträge für die Versicherungen. Dies betrifft nicht nur die private Krankenversicherung (PKV), sondern auch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). In diesem Artikel haben wir bereits mit dem Mythos aufgeräumt, dass die PKV grundsätzlich teurer ist als die GKV. 

Man sollte sich daher bewusst sein, dass auch trotz möglicher Optimierungen in den eigenen Verträgen, die Beiträge zur Krankenversicherung - ob nun als gesetzlich oder privat Versichert/e - nicht dauerhaft auf einem niedrigen Niveau bleiben werden. Eine kritische Bewertung des eigenen Krankenversicherungsschutzes ist dennoch ein wichtiger Schritt, um sowohl finanziell abgesichert zu bleiben als auch unerwartete Kostensteigerungen zu vermeiden.


1. Nutzen Sie Ihr Recht auf einen Tarifwechsel!

Wenn es um die Senkung Ihrer Krankenversicherungsbeiträge geht, haben Sie als Versicherter bestimmte Rechte, die Ihnen gesetzlich zugesichert sind. Ein wichtiges Instrument in diesem Zusammenhang ist der § 204 des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG). Dieser Paragraf räumt Versicherten in der privaten Krankenversicherung (PKV) das Recht ein, innerhalb ihrer Versicherungsgesellschaft in einen anderen Tarif zu wechseln. Dieser Tarifwechsel ist ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich und Ihre bisher angesammelten Altersrückstellungen bleiben erhalten.

Bei der Auswahl eines neuen Tarifs müssen die Versicherungen alle für Sie verfügbaren Tarife in Betracht ziehen, einschließlich derer, die nicht mehr aktiv vermarktet werden, aber dennoch bestehenden Kunden zur Verfügung stehen.

Es ist jedoch wichtig, dass dieser Wechsel gut überlegt sein sollte. Dabei sollten Sie die Leistungen des neuen Tarifs genau prüfen und abwägen, ob sie Ihren aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen entsprechen. Eine fachkundige Beratung kann hierbei sehr hilfreich sein, um die verschiedenen Optionen zu verstehen und eine informierte Entscheidung zu treffen. Der § 204 VVG gibt Ihnen somit eine mächtige Handhabe, um Ihre PKV-Beiträge aktiv zu gestalten und an Ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.
 

2. Selbstbeteiligung überprüfen

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Senkung Ihrer PKV-Beiträge ist die Überprüfung Ihrer Selbstbeteiligung. Die Selbstbeteiligung, also der Betrag, den Sie im Krankheitsfall selbst tragen, hat direkten Einfluss auf die Höhe Ihrer Versicherungsbeiträge. Oftmals können Sie durch eine Anpassung der Selbstbeteiligung signifikante Beitragsreduktionen erzielen.
 

Abwägung der Optionen

Analysieren Sie, ob eine höhere Selbstbeteiligung für Sie finanziell sinnvoll ist. Grundsätzlich gilt: Je höher die Selbstbeteiligung, desto niedriger der Beitrag. Allerdings sollten Sie dabei Ihre persönliche Gesundheitssituation und Ihr finanzielles Polster für unvorhergesehene medizinische Ausgaben berücksichtigen.
 

Kurz- vs. Langfristige Perspektive

Bedenken Sie bei der Anpassung der Selbstbeteiligung sowohl kurz- als auch langfristige Aspekte. Während eine höhere Selbstbeteiligung kurzfristig zu niedrigeren Beiträgen führt, könnten langfristig höhere Kosten entstehen, falls Sie häufiger medizinische Leistungen in Anspruch nehmen müssen.
 

Individuelle Risikoabschätzung: 

Schätzen Sie Ihr individuelles Risiko ein. Sind Sie generell gesund und benötigen selten medizinische Versorgung, kann eine höhere Selbstbeteiligung eine gute Option sein. Bei bestehenden Gesundheitsproblemen oder häufiger Inanspruchnahme medizinischer Leistungen könnte eine niedrigere Selbstbeteiligung vorteilhafter sein.
 


3. Wahlleistungen auf den Prüfstand stellen! 

Ein weiterer wesentlicher Schritt, um Ihre Beiträge in der privaten Krankenversicherung zu senken, ist die Überprüfung der in Ihrem Tarif enthaltenen Wahlleistungen. Wahlleistungen sind zusätzliche Leistungen, die über die Standardabsicherung hinausgehen, und können einen erheblichen Einfluss auf die Höhe Ihrer Versicherungsprämien haben.
 

Analyse der Wahlleistungen

Schauen Sie sich genau an, welche zusätzlichen Leistungen Ihr aktueller Tarif umfasst. Dazu gehören beispielsweise Einbettzimmer im Krankenhaus, Chefarztbehandlungen oder Auslandsreisekrankenversicherungen. Fragen Sie sich, welche dieser Leistungen Sie wirklich benötigen.
 

Bedeutung für den Versicherungsschutz

Bedenken Sie, dass diese Wahlleistungen zwar einen höheren Komfort und erweiterte Leistungen bieten, aber nicht immer unbedingt notwendig sind. Überlegen Sie, ob der zusätzliche Komfort die höheren Kosten rechtfertigt.
 

Möglichkeiten der Anpassung

Erkundigen Sie sich bei Ihrer Versicherung, ob und wie Sie diese Wahlleistungen anpassen können. In einigen Fällen kann es möglich sein, bestimmte Wahlleistungen zu entfernen oder durch günstigere Optionen zu ersetzen, ohne dabei den grundlegenden Versicherungsschutz zu beeinträchtigen.
 

Abwägung von Kosten und Nutzen

Vergleichen Sie die Kosten der zusätzlichen Wahlleistungen mit dem Nutzen, den sie Ihnen bringen. Manchmal kann es finanziell sinnvoller sein, auf bestimmte Zusatzleistungen zu verzichten, um die monatlichen Beiträge zu senken.
 

Persönliche Prioritäten setzen

Jeder Mensch hat unterschiedliche Prioritäten und Bedürfnisse in Bezug auf seinen Gesundheitsschutz. Entscheiden Sie basierend auf Ihren persönlichen Präferenzen und Lebensumständen, welche Wahlleistungen für Sie wirklich wichtig sind.
 


4. Umstellung auf den Basistarif: Der letzte Ausweg

Falls Sie sich in einer finanziell angespannten Situation befinden und die Beiträge für Ihre private Krankenversicherung (PKV) nicht mehr tragen können, besteht die Möglichkeit, in den Basistarif zu wechseln. Der Basistarif wurde speziell für solche Fälle geschaffen und bietet eine grundlegende Absicherung zu einem reduzierten Beitrag.

  • Verständnis des Basistarifs: Der Basistarif ist ein gesetzlich geregelter Tarif in der PKV, der Leistungen bietet, die denen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ähnlich sind. Die Beiträge im Basistarif sind auf den Höchstbeitrag der GKV begrenzt und können daher niedriger sein als in Ihrem aktuellen Tarif.
     
  • Anspruch auf Wechsel: Jeder privat Versicherte hat das Recht, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand, in den Basistarif zu wechseln. Dies kann besonders für ältere Versicherte oder Personen mit Vorerkrankungen eine wichtige Option sein.
     
  • Antragstellung: Um in den Basistarif zu wechseln, müssen Sie einen entsprechenden Antrag bei Ihrer Versicherungsgesellschaft stellen. Informieren Sie sich im Vorfeld über die genauen Bedingungen und den Ablauf des Wechselprozesses.
     
  • Berücksichtigung der Leistungsunterschiede: Beachten Sie, dass der Basistarif im Vergleich zu Ihrem aktuellen Tarif wahrscheinlich eine eingeschränktere Leistungspalette bietet. Überprüfen Sie, ob die Leistungen des Basistarifs Ihren grundlegenden medizinischen Bedürfnissen entsprechen.
     


5. Wechsel zu einem anderen Anbieter

Ein Wechsel des Anbieters Ihrer privaten Krankenversicherung (PKV) sollte gründlich überlegt und nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden. Während ein solcher Wechsel in einigen Situationen Vorteile bringen kann, ist er oft mit Risiken und Nachteilen verbunden.
 

Verlust von Altersrückstellungen

Beim Wechsel zu einem neuen Versicherungsanbieter gehen in der Regel die bisher angesammelten Altersrückstellungen unter Umständen verloren. Dies kann besonders für langjährig Versicherte bedeutende finanzielle Einbußen zur Folge haben. Zwar gibt es seit 2009 das Recht darauf, dass ein Teil der gebildeten Altersrückstellungen zum neuen Anbieter portiert werden, jedoch geht dennoch ein nicht unerheblicher Teil der gebildeten Vorsorge verloren.
 

Gesundheitsprüfung

Ein neuer Versicherungsantrag beinhaltet üblicherweise eine erneute Gesundheitsprüfung. Bestehende oder neu diagnostizierte Gesundheitsprobleme können zu Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen im neuen Vertrag führen.
 

Tarifvergleich

Es ist wichtig, die Tarife verschiedener Anbieter genau zu vergleichen. Achten Sie darauf, dass der neue Tarif vergleichbare oder bessere Leistungen zu günstigeren Konditionen bietet. Erkundigen Sie sich nach der Beitragsentwicklung des Anbieters der vergangenen Jahre.
 

Ausnahmefälle

Ein Wechsel kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein, beispielsweise wenn Ihr aktueller Anbieter keine zufriedenstellende Leistung bietet oder wenn sich Ihre persönlichen Bedürfnisse signifikant geändert haben und der aktuelle Anbieter diese nicht erfüllen kann.
 

Gründliche Beratung

Bevor Sie einen Anbieterwechsel in Erwägung ziehen, sollten Sie eine unabhängige und professionelle Beratung in Anspruch nehmen. Ein Fachexperte kann Ihnen helfen, die Vor- und Nachteile abzuwägen und eine informierte Entscheidung zu treffen.

Insgesamt ist ein Anbieterwechsel in der PKV eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen und sollte nur nach sorgfältiger Überlegung und umfassender Beratung erfolgen. Es ist oft ratsamer, zuerst alle Möglichkeiten zur Anpassung innerhalb des bestehenden Vertrages zu prüfen, bevor ein Wechsel in Betracht gezogen wird.

 

Zusammenfassung und Fazit:

Um effektiv Kosten in Ihrer privaten Krankenversicherung einzusparen, ist es essentiell, sich zunächst einen gründlichen Überblick über den aktuellen Umfang Ihres Versicherungsschutzes zu verschaffen. Notieren Sie sich dabei, welche Leistungen für Sie unverzichtbar sind und welche Priorität sie in Ihrem Leben haben. Überlegen Sie, ob es weniger wichtige Bestandteile in Ihrem Vertrag gibt, die Sie möglicherweise weglassen können. Eine kritische Prüfung Ihrer Selbstbeteiligung und der Dialog mit Ihrer Versicherung sind weitere wichtige Schritte in diesem Prozess. 

Beachten Sie jedoch, dass jede Änderung oder Herausnahme von Leistungen aus Ihrem Vertrag ein weitreichender Schritt sein kann. Oftmals ist eine erneute Aufnahme dieser Leistungen nur mit einer neuen Gesundheitsprüfung möglich, und es ist nicht garantiert, dass Sie diese Leistungen unter den gleichen Bedingungen wieder erhalten. Dieser Aspekt ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Versicherungsformen und sollte daher wohlüberlegt sein. Eine sorgfältige Planung und Abwägung aller Vor- und Nachteile ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass Ihre Versicherung nicht nur kosteneffizient, sondern auch Ihren individuellen Bedürfnissen angepasst ist.


 

 


 

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