PKV-Leistungsausgaben deutlich gestiegen - Bilanz für das 1. Halbjahr 2024

News-Artikel vom: 26.08.2024

Die Leistungsausgaben der privaten Krankenversicherer lagen in den ersten sechs Monaten deutlich über dem gleichen Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für ambulante Leistungen mussten 8,62 Mrd. Euro - plus 5,74 Prozent - aufgewendet werden, für stationäre Behandlungen 5,06 Mrd. Euro - plus 6,66 Mrd. Euro - und für zahnmedizinische Leistungen 2,75 Mrd. Euro - plus 6,33 Prozent. Das geht aus Zahlen hervor, die der PKV-Verbandim Rahmen eines Interviews mit dem Verbandsgeschäftsführer und Chef-Mathematiker Holger Eich veröffentlicht hat.

Der Ausgabenanstieg übertraf damit die allgemeine Inflation erheblich. Der prozentual höchste Anstieg war im Bereich der Zahnbehandlungen zu verzeichnen. Die Ausgaben erhöhten sich hier um 9,04 Prozent auf 965 Mio. Euro. Absolut am stärksten gestiegen sind die Ausgaben für allgemeine Krankenhausleistungen - um 280 Mio. Euro oder 8,65 Prozent auf 3,44 Mrd. Euro. Bereits im letzten Jahr hatten die stationären Ausgaben einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht, sie erhöhten sich 2023 um 13,5 Prozent. Ebenfalls beachtlich ist der Ausgabenanstieg bei Arzneimitteln . Diese Ausgaben erhöhten sich im ersten Halbjahr um 7,31 Prozent auf 2,41 Mrd. Euro.
 

Ähnliche ausgabensteigernde Faktoren wie bei den Krankenkassen 

Für den Anstieg der Krankenhausausgaben macht Eich mehrere Faktoren verantwortlich: Nach-Corona-Effekte - während der Corona-Pandemie waren viele OP’s verschoben worden, die jetzt nachgeholt werden -, Kostensteigerungen im Pflegebudget, mehr Förderung bei Geburtshilfe und Kinderheilkunde. Und das ist nicht das berühmte Ende der Fahnenstange. Mit der Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kommen auf private Krankenversicherer wie gesetzliche Krankenkassen zusätzliche Kosten durch die geplante Systemumstellung bei der Krankenhausfinanzierung zu. Vorhaltepauschalen sollen künftig verstärkt an die Stelle der bisherigen Vergütung über Fallpauschalen treten.

Prognosen gehen für 2024 für die PKV von einem Gesamtausgabenanstieg von 8,5 Prozent aus - etwas niedriger als 2023. Im letzten Jahr hatten sich die Ausgaben um 9,1 Prozent erhöht. Die Ausgabenentwicklung in der PKV korrespondiert mit der in der GKV. Hier liegen bis dato nur Zahlen für das erste Quartal 22024 vor. Danach sind die Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen um 7,5 Prozent gestiegen - deutlich mehr als in den Vorjahren. Wesentliche Kostentreiber sind in diesem Bereich ebenfalls Krankenhausbehandlungen und Arzneimittel gewesen.
 

Höhere Beiträge wohl unvermeidlich - aber auch Entlastungen möglich 

Höhere Beiträge zum Jahreswechsel sind vor diesem Hintergrund in vielen Tarifen wohl kaum zu vermeiden. In der PKV gilt dabei ein gesetzlich festgelegter Beitragsanpassungsmechanismus . Eine neue Beitragskalkulation findet nur dann statt, wenn Veränderungen bei den sogenannten auslösenden Faktoren bestimmte Schwellenwerte überschreiten. Auslösende Faktoren sind die Leistungsausgaben und die Sterbewahrscheinlichkeiten. Bei den Versicherungsleistungen ist eine Abweichung von 10 Prozent als Schwellenwert für eine Neukalkulation gesetzlich vorgeschrieben. Die Versicherer können in ihren Tarifen aber auch niedrigere Schwellenwerte - zum Beispiel 5 Prozent - vorsehen.

Bei einer hohen Ausgabendynamik steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Schwellenwert überschritten wird. In der Neukalkulation werden dann alle Änderungen berücksichtigt, die seit der letzten Kalkulation stattgefunden haben. Dadurch kommt es in der PKV häufig zu „sprunghaften“ Anpassungen von Beitragen nach Jahren relativer Beitragsstabilität. Langfristige Vergleiche zeigen, dass die PKV-Beiträge trotzdem langsamer gestiegen sind als in der GKV. Über die letzten 20 Jahre hat sich der PKV-Beitrag pro Vollversichertem im Schnitt um 2,8 Prozent pro Jahr erhöht, in der GKV um 3,2 Prozent.

Zudem gibt es Faktoren, die in der PKV bei Beitragsanpassungen entlastend wirken können. Dank der höheren Zinsen erzielen die Versicherer bei ihren Kapitalanlagen wieder höhere Kapitalerträge. Dies wird bei der Beitragskalkulation berücksichtigt. Mancher Versicherer dürfte auch Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen auflösen, um den Beitragsanstieg abzufedern.

 


 

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